Sky Q IPTV Box

Nachdem der Empfang von Sky via IPTV über Plattformen von etablierten IPTV-Anbietern in den letzten Jahren viele Höhen und Tiefen hatte, will Sky die Sache jetzt offenbar selbst in die Hand nehmen. Seit dem 03.08.2021 ist das Vorzeigeprodukt Sky Q nicht mehr nur mit Sat und Kabel-Anschluss nutzbar, sondern es gibt auch eine Sky Q IPTV Box, die an jedem beliebigen Internet-Anschluss mit mindestens 6MBit betrieben werden kann. Damit folgt Sky der etwas moderneren Definition von IPTV, die nicht mehr zwangsweise ein eigenes geschlossenes Übertragungsnetz und damit qualitätsgesicherte Übertragung der TV-Inhalte in Abgrenzung zu WebTV oder Internet-TV voraussetzt. Aber dazu später mehr.

Aufhorchen lässt dabei das IPTV Angebot insbesondere dadurch, dass keine weiteren Kosten für eine Sat-Anlage oder Kabelanschluss anfallen, selbst die Hardware wird leihweise gestellt (wenn auch durch eine einmalige „Aktivierungsgebühr“ i.H.v. derzeit 29€ etwas querfinanziert – ganz dürfte sich damit das Gerät nicht bezahlen lassen). Und nicht nur das, Sky legt auch noch linearen TV Empfang der wichtigsten deutschen Sender, also neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch die größeren privaten Sender, und das sogar in HD dazu.

Hier schickt sich also ein weiterer großer Player an den IPTV Markt zu erobern. Grund genug für das iptv.blog sich dieses Angebot einmal anzusehen und mit dem großen IPTV-Konkurrenten MagentaTV zu vergleichen.

Hardware

Den Anfang macht die Sky Q IPTV Box selbst. Diese kam bereits wenige Tage nach Bestellung per DHL nach Hause geliefert. Im Paket (das frei von Einwegplastik und ohne Umverpackung daherkommt) befindet sich neben dem Gerät selbst die zugehörige Fernbedienung, das Netzteil sowie ein 1,5m langes HDMI Kabel, alles farblich kodiert – auch wenn man bei den Steckern kaum etwas falsch machen kann.

Die Sky Q IPTV Box verfügt entsprechend über einen Infrarot-Empfänger (kann aber auch Bluetooth 5.0 für die Sprachsteuerung), einen Anschluss für die Stromversorgung, einen HDMI-2.1 Ausgang mit HDCP 2.2, sowie einen FastEthernet-Port für kabelgebundenes Internet – ein passendes Netzwerkkabel mit gelbem Stecker liegt nicht bei, das kann man sich notfalls vom Speedport leihen 😉 Darüber hinaus gibt es eine „Status-LED“ sowie einen Einschaltknopf auf der Unterseite im gummierten Fuß des Geräts. Einen USB-Anschluss findet man nicht. Medien von einem USB Stick abspielen oder gar Sendungen darauf aufnehmen, ist also nicht möglich. Technisch besser hätte mir ein USB-C-Port zur Stromversorgung (5V, 5,6W Netzteil) gefallen, mit der Möglichkeit externe Geräte anzuschließen. Aber das will ich jetzt nicht überbewerten, immerhin hat fast jedes TV-Gerät selbst einen solchen Anschluss. Dafür ist die Sky Q IPTV Box mit 108 x 108 x 17 mm recht handlich geblieben.

Wie das Netzteil schon vermuten lässt, ist der Stromverbrauch überschaubar. Werte über 4W habe ich nicht gemessen. Im normalen TV Betrieb werden knapp 3W aus der Steckdose gezogen. Das wird aber auch nicht viel weniger, wenn man das Gerät „ausschaltet“. Auch im Standby sind es knapp 2W mit aktiviertem WLAN, die sich die IPTV Box gönnt. Verglichen mit einer MagentaTV STB im Standby (mindestens 6W) ist das ein sehr guter Wert, verglichen mit dem MagentaTV Stick, der mit unter 1W auskommt, ist es dann wieder eher Durchschnitt. Das ist dann wohl der Preis, den man dafür zahlt, dass die Box aus dem Standby praktisch sofort funktionsbereit ist. Einen „Ruhemodus“ zum Stromsparen wie bei den MagentaTV STB gibt es offenbar (wie auch beim MagentaTV Stick) nicht. Zieht man dem Gerät den Stecker, benötigt es für den Bootvorgang ziemlich genau eine Minute – ein akzeptabler Wert auf gleicher Höhe mit den MagentaTV Geräten.

Innerlich ist das Gerät ordentlich ausgestattet. Neben den schon erwähnten Anschlüssen ist auch ein WLAN Modul nach 802.11ax (aka. Wi-Fi 6) mit 2×2 MIMO 2.4/5 GHz Wi-Fi Dual Band Antennen verbaut. Wer also kein Netzwerkkabel hat oder nutzen will, kann die Box auch über WLAN online bringen. Da immer nur maximal ein Stream gleichzeitig übertragen wird, sollte auch das völlig ausreichen. Ich hatte jedenfalls weder mit LAN noch mit WLAN Verbindungsprobleme.

Bei der Performance gibt sich Sky bedeckt und es gibt bislang keine Infos, welcher Chipsatz genau mit welcher Leistung verbaut ist. Mehr zum Thema Performance gibt es dann im Software-Teil, aber nach den ersten Tagen der Nutzung hatte ich nicht den Eindruck, dass die Hardware überfordert wäre. Es fühlt sich alles flüssig an. Seinen Teil dazu trägt das wohl proprietäre Betriebssystem bei, denn wer auf Android(TV) gehofft hatte, wird leider enttäuscht. Aber auch das werden wir im Software-Teil noch genauer beleuchten.

Fernbedienung

Kommen wir zur Fernbedienung. Wie schon anfangs erwähnt, unterstützt diese sowohl Infrarot, als auch Bluetooth und kann Sprachbefehle entgegen nehmen.

Ich habe mal alle Fernbedienungen in Reichweite zusammengelegt und verglichen. Die Aufreihung entspricht dem „Kippelfaktor“, also wie stabil die Fernbedienung auf dem Tisch liegt.

Dabei geht es los mit der Harmony Ultimate, die man nur schief anschauen muss und schon wackelt sie auf dem Tisch. Sie ist mit 138g auch gleichzeitig die schwerste Fernbedienung im Vergleich. Kleine Anmerkung am Rande, es ist mir noch nicht gelungen die Sky Q IPTV Box mit der Harmony zu steuern. Zwar gibt es ein Sky DVR Profil, das die Box auch ein- und ausschaltet und das Menü öffnet – die anderen Tasten sind aber ohne Funktion. Im Zweifel sollte es durch die Infrarotfunktion aber möglich sein alle Befehle anzulernen.

Direkt neben der Harmony ist die Fernbedienung des MagentaTV Sticks, praktisch das Gegenteil. Mit 75g die leichteste Fernbedienung im Vergleich und auch die Kleinste – ihr fehlen nämlich „Streaming-Stick-typisch“ die Zifferntasten, für mich für ein TV Produkt unverständlich.

Aber eigentlich interessiert uns ja das Gerät in der Mitte, die Sky Q IPTV Box Fernbedienung – was für ein Wort, aber es ist eben nicht die gleiche – wenn auch recht ähnliche – Fernbedienung, die sonst den Sky Q Receivern beiliegt. Diese ist mit 130g (mit 2x AAA-Batterien) fast so schwer wie die Harmony, bietet aber eben auch so ziemlich alles, was man sich von einer Fernbedienung wünschen kann.

Durch die Infrarot-Funktion können auch TV-Geräte und Soundanlagen (rudimentär) gesteuert werden – ansonsten sind die Lautstärketasten auch ohne Funktion. Über Bluetooth können Sprachbefehle an die Box geschickt werden und darüber hinaus verfügt die Fernbedienung über beleuchtete Tasten (den „Steuerring“ ausgenommen). Die Beleuchtung springt automatisch über einen Bewegungssensor oder beim Tastendruck an, ist relativ schwach, im Dunkeln aber ausreichend. Die Oberfläche hat ein schönes, griffiges, mattes Finish.

Um wieder zum „Kippelfaktor“ zurückzukommen, so liegt die Sky Fernbedienung in der Mitte. Sie hat 2 kleine Füßchen auf der Rückseite, die das Kippeln verhindern sollen, jedoch nur im oberen Bereich und ist unten dafür „Kieselsteinrund“. Für mich ein akzeptabler Kompromiss. Sie ist auf der Oberseite auch etwas gebogen, was vermutlich die Ergonomie steigern soll – alles in allem fühlt sie sich für mich angenehm in der Hand an.

Zu den verfügbaren Tasten ist nicht viel zu sagen, es ist eigentlich alles da, was man braucht. Im Vergleich zur Fernbedienung des MR401 gibt es zwar nur Vor- und Zurückspulen, in der Praxis scheint das aber sowieso nur zum Springen im 30-Sekunden Takt zu führen – zusätzliche Tasten für Vor- und Zurückspringen sind also überflüssig. Eine Aufnahmetaste ist zwar vorhanden, derzeit aber ohne Funktion. Die OK Taste in der Mitte des Steuerrings ist teils doppelt belegt und öffnet z.B. bei langem Drücken die Info-Seite einer gerade laufenden Sendung, während sie bei einem kurzen Druck auf die Sendung umschaltet.

Der Vollständigkeit halber sind im Bild daneben noch die Fernbedienung der MagentaTV Box zu sehen, die in etwa gleich groß und etwas leichter (111g) als die Sky Fernbedienung ist, aber z.B. die Spultasten vermissen lässt und ganz am Rand die schon erwähnte Fernbedienung des MR401 die größte Fernbedienung im Vergleich, die bombenfest auf dem Tisch liegt und mit 125g auch wieder ähnlich schwer zu Sky und Harmony ist. Beide sind nicht beleuchtet und können entweder nur Bluetooth oder nur Infrarot.

Also zusammengefasst gefällt mir von den Hersteller-Fernbedienungen die Sky Variante im Vergleich am besten.

Fazit

Mit der Hardware hat Sky für mich viel richtig gemacht. Wenn es schon ein extra Gerät ist, dann finde ich den kleinen Formfaktor besser als das Stick-Format, was dann irgendwie hinter dem TV oder AVR reingequetscht wird. Die Option auf Infrarot bietet gleich 2 Vorteile: Kompatibilität mit alternativen Infrarot-Sendern und die Fernbedienung kann gleichzeitig andere Infrarotgeräte steuern. Das macht man sich auch bei der Inbetriebnahme zu nutze, so funktioniert die Fernbedienung zunächst ohne per Bluetooth gekoppelt zu sein, das wird erst im Laufe der Inbetriebnahme nachgeholt. Die Performance scheint in Kombination mit der Software absolut ausreichend, die Bedienung ist flüssig. Mehr geht natürlich immer und so dauert das Starten von Apps etwas, aber das ist Jammern auf hohem Niveau, insbesondere mit einer MagentaTV STB verglichen. Auch wird die Hardware einer Nachrüstung von UHD Material und Aufnahmen nicht im Wege stehen, der Knopf auf der Fernbedienung ist ja schon da. Und das alles für 29€ „Aktivierungsgebühr“. Zu beachten ist jedoch: Das Gerät ist eben nur geliehen und muss nach Ablauf des Abos zurückgegeben werden. Zum Vergleich, bei MagentaTV beginnt der Einstieg mit dem Stick für 50€, der aber danach behalten werden darf, die STB sind deutlich teurer, können dafür auch gemietet werden, was aber mit mindestens 5€ monatlich auch schnell teurer wird. In beiden Fällen kann man mit der Hardware ohne Tarif aber ohnehin nicht viel anfangen und würde sie nach einer Kündigung wohl so oder so wieder verkaufen.

Die Grundvoraussetzungen sind also gut, bleibt die Frage, was Sky aus der Hardware gemacht hat. Diese Frage beantwortet der Artikel zur Software.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass mir die für diesen Test anfallenden Kosten im Nachgang erstattet werden sollen. Es gab aber keine damit verbundene Einflussnahme auf den Inhalt meiner Artikel.