Die Software MR401

In diesem Artikel will ich auf die neue Software der 2. Generation der EntertainTV Receiver eingehen, also MR401 und MR201. Der Fokus liegt wie im Artikel zur Software des MR400 auf den Unterschieden zum Vorgänger. Wer die Software des MR400 also nicht kennt, dem sei auch dieser Artikel ans Herz gelegt, da er auf vieles eingeht, was in diesem Artikel als bekannt angenommen wird.

Für die visuell geprägten Leser gibt es wieder ein Video. Das ist  insbesondere den Besitzern der 1. Generation EntertainTV ans Herz zu legen, könnt ihr euch doch so am besten ein Bild vom Unterschied machen. Oben rechts im Eck seht ihr immer, wie der MR400 sich verhält. Um etwas Nachsicht möchte ich diesmal beim Thema Bildqualität bitten. Da 2 Receiver gleichzeitig aufgenommen werden mussten, kam meine Hard- und Software etwas an ihre Grenzen. So ist das Bild vom MR400 nur in PAL-Auflösung (SD) und auch das Bild vom MR401 ist nur 720p und musste leider stark komprimiert werden, was zu hässlichen Blockartefakten führt, die so  natürlich normalerweise nicht zu sehen sind. Von der Bildqualität gibt es abgesehen von der höheren möglichen Ausgabeauflösung von bis zu 2160p bisher auch kaum Unterschiede, so dass das nicht im Fokus des Vergleichs steht.

Lange genug der Vorrede, kommen wir zum Video:

Und ein paar Direkteinstiege:

Bootvorgang

Im Vergleich zum Vorgänger ist die neue Generation beim Booten einen Tick schneller (1:05 vs. 1:10 Minuten). Dafür spart sie etwas an Farben. Statt einem bunten Entertain Bootscreen gibts nur noch ein magenta T und der Hintergrund beim Bootfortschrittskreisel ist einfach nur noch schwarz.

Performance

Das Thema Performance gehört natürlich nur zur Hälfte in einen Artikel zur Software, aber hier passt es wohl noch am besten. Vergleicht man die Hardware, so hat der MR401 mit 12000DMIPS rein theoretisch die 4-fache Leistung eines MR400 mit 3000DMIPS. Das ist allerdings ein rein theoretischer Wert ohne wirkliche Praxisrelevanz. Daher möchte ich mal eher auf die Unterschiede aus Sicht eines Anwenders eingehen.

Soviel schonmal vorweg, die 4x schnellere Geschwindigkeit lässt sich da nicht feststellen. Das war aber im Grunde auch so zu erwarten. Die EntertainTV Receiver sind keine Taschenrechner, die eine Aufgabe einfach durchrechnen und das Ergebnis präsentieren, sie sind erstmal auf Daten angewiesen und die kommen nicht schneller, nur weil der Prozessor schneller rechnet. Entsprechend hängt die erreichte Geschwindigkeit auch in hohem Maße von äusseren Umständen ab. Dazu zählt das Heimnetzwerk, der Internetzugang, die Serverauslastung durch andere Benutzer usw. usw. Deshalb habe ich im Video versucht diese äusseren Umstände für beide Receiver möglichst gleich bereitzustellen. Denn es ist mir aufgefallen, dass die Receiver und deren Geschwindigkeit erheblich von diesem Umfeld abhängen. Bremst man die Pakete aus, wird selbst eine einfache Aufgabe, wie der Wechsel der  Tonspur zum Geduldsspiel.

Aber genug der Geplänkels, wie verhält sich der MR401 im Vergleich zum MR400 bei identischen äusseren Umständen? Er ist schneller – zumindest meistens. Der Geschwindigkeitsunterschied schwankt dabei stark. Gerade bei rechenintensiven Aufgaben, wie dem Starten einer App, kann der neue Receiver glänzen. Im täglichen Betrieb fühlt er sich auch einfach flotter an. Das fängt beim Umschalten an, betrifft aber im Grunde jegliche Eingabe – der MR401 ist meist schon fertig, bevor der 400er die Eingabe erkannt hat. Es gibt auch Ausnahmen, z.B. beim Laden der VoD-Kataloge, dem Starten von VoDs, der Ansicht der vorhandenen Aufnahmen und bestimmt noch an manch anderen Stellen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich mit Optimierung der Software hier noch einige Verbesserungen erzielen lassen – auch der MR400 hat in den Monaten nach Einführung an Geschwindigkeit zulegen können.

Aufnahmen

Erstmal die gute Nachricht vorweg, ihr könnt die Aufnahme des MR400 mit dem MR401 übernehmen. Dazu müsst ihr einfach nur die Festplatte umbauen. Das ist dank der Wechselrahmen eine Sache von ein paar Sekunden. Beim ersten Bootvorgang werden die Aufnahmen dann in das Format des MR401 gewandelt – daher gibt es dann auch keinen Weg mehr zurück. Zur Zeit (Stand 10.10.2017) können diese konvertierten Aufnahmen jedoch nur am MR401 selbst genutzt werden, ein MR201 kann darauf nicht zugreifen. Neue Aufnahmen können dagegen wie gewohnt von den Zweitreceivern abgerufen werden – aber nur, wenn diese schon die neue Software haben, also ebenfalls Stand heute MR401B und MR201. Ein Zugriff auf die Aufnahmen von einem MR400, MR200 oder MREntry ist nicht möglich.

Der Hintergrund dazu ist, dass obwohl sich MR400 und MR401 in der Oberfläche sehr ähneln, die zugrundeliegende Software eine komplett andere ist.

Auch das Aufnahmenmenü wurde ein wenig überarbeitet. So seht ihr schon auf der Übersichtsseite direkt wieviel Platz noch frei ist.

UHD Video on Demand

Fangen wir vielleicht mit dem Bereich an, der immerhin vom Anschluss unabhängig ist. UHD VoDs stehen nämlich bereits ab MagentaZuhause S zur Verfügung. Wirklich sinnvoll nutzbar sind sie aber nur mit einem UHD fähigen Endgerät. Zwar könnt ihr UHD Inhalte auch mit einem FullHD TV prinzipiell anschauen, allerdings kann man sich diesen Aufpreis meiner Meinung nach sparen. Zumindest bei den kostenlosen UHD Inhalten wird dann nämlich nur der Stream in Full HD heruntergeladen – und das ist das Ergebnis von Smooth Streaming. Dieses wählt dynamisch die gerade sinnvolle Qualität. Nehmen wir also an ihr habt eine UHD Glotze und VDSL100. Dann wird Smooth Streaming die höchstmögliche Qualität wählen. Habt ihr eine UHD Glotze aber nur DSL16+ mit sagen wir 12Mbit Syncwert, dann wird das höchstmögliche Profil gewählt. Nach meinen Erkenntnissen geht UHD ab 8Mbit für Video los und endet bei 16Mbit – ein üblicher Wert für on Demand Inhalte. Um zum vorherigen Beispiel zurückzukehren, ihr habt eine FullHD Glotze und VDSL 100, dann wird das höchste HD Profil verwendet. Hier wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass der MR401 auch die HD Videos im HEVC Format nutzt – es ist also denkbar, dass ein MR401 auch in HD Qualität ein besseres Video bekommt, als die Vorgänger, die nur mit H.264 aka. AVC klarkommen.

UHD Inhalte erkennt ihr einfach am „UHD-Schleifchen“ im rechten Eck oder alternativ stehts auch noch mal auf der Detailseite des jeweiligen Inhalts. Es sind auch Inhalte in HDR verfügbar, das steht dann ebenfalls auf der Detailseite. Üblicherweise ist für UHD Inhalte eine HDCP 2.2 geschützte Verbindung vom MR zum TV Gerät erforderlich. Beachtet das bitte bei evtl. eingeschleiften AV-Receivern, Soundbars etc.

Um UHD Inhalte zu finden, könnt ihr auf das erwähnte Symbol achten, in den jeweiligen Bereichen über die Optionstaste filtern, oder auf dem neuen Ultra HD@EntertainTV Kanal die rote Taste drücken, um direkt nur UHD Inhalte angezeigt zu bekommen.

UHD LiveTV

Etwas höher werden die Ansprüche dann bei UHD LiveTV. Hier braucht ihr neben dem MR401/201, einem UHD TV mit vollständiger HDCP 2.2 Kette auch noch den passenden Internetzugang, namentlich ein MagentaZuhause L Tarif mit mindestens 100Mbit/s. Sind diese Bedingungen erfüllt, steht dem UHD Genuss nichts mehr im Weg. Zum Zeitpunkt dieses Artikels (10.10.2017) stehen euch frei empfangbar Insight UHD und Eishockey UHD zur Verfügung. Als Sky Kunde gibts zum Sport HD Paket den Sky Sport UHD und zum Bundesliga HD Paket den Sky Sport Bundesliga UHD dazu – extra kosten oder eine extra Buchung entfallen. Die Notwendigkeit von HDCP 2.2 gilt übrigens auch, wenn ihr die Inhalte „nur“ in HD schauen wollt.

Apps

Damit kommen wir zu den Apps, die weitgehend zum Vorgänger gleich geblieben sind. Vermisst wird derzeit allerdings noch die MagentaCLOUD, was natürlich in Kombination mit den nicht funktionsfähigen USB Anschlüsse etwas schade ist, falls man mal kurz ein paar Fotos zeigen will.

Davon abgesehen reagieren die Apps aber durch die Bank wesentlich schneller als mit den alten Receivern. Wer also fleissiger App-Nutzer ist, dem ist ein Upgrade auf die neuen Receiver ans Herz zu legen.

Eigentlich ist Netflix ja „nur“ eine App, allerdings ist sie dann doch eine etwas besondere App. Denn es gibt sie nur mit der neuen Software. Neben Videoload und Youtube ist es eine weitere Variante an UHD Inhalte zu gelangen. Die Anforderungen sind dabei ähnlich zu Videoload, d.h. als Anschluss reicht DSL16+ aus, es muss jedoch wieder HDCP 2.2 unterstützt werden. Einen kleinen Unterschied gibts dann doch, denn ohne einen UHD TV mit HDCP 2.2 wird euch gar nicht angezeigt, ob ein Inhalt auch in UHD zur Verfügung stehen würde.

Neue Funktionen gibt es neben der UHD Fähigkeit und der erwähnten Netflix App allerdings nicht.

Fazit

Dann kommen wir zum angekündigten Fazit. Und das ist etwas geteilt – es hängt einfach zu sehr von den individuellen Rahmenbedingungen ab. Machen wirs vielleicht mal ähnlich wie das Telekom hilft Team in ihrer Entscheidungshilfe und führen mal die Dinge auf, die euch vom MR401 abhalten könnten:

  • Inkompatibilität zu den Vorgängern: Habt ihr viele Receiver der Vorgängergeneration gekauft oder steckt noch in der Mindestvertragslaufzeit der Mietverträge, sollte euch bewusst sein, dass diese zusammen mit der neuen Software nur begrenzt harmonieren. Es ist zwar sichergestellt, dass nicht mehr Kanäle gleichzeitig empfangen werden, als die Leitung hergibt, allerdings  sind insbesondere Zweitreceiver nicht in der Lage auf einen Hauptreceiver der anderen Generation zuzugreifen um Timeshift zu nutzen oder Aufnahmen abzuspielen. Das gilt derzeit auch für vom 400er übernommene Aufnahmen, die gar nicht an Zweitreceivern abspielbar sind. Also wenn ihr den Hauptreceiver wechselt, solltet ihr das auch mit den anderen Receivern im Haushalt tun.
  • Abspielen von Medieninhalten eines angeschlossenen USB Geräts und MagentaCLOUD derzeit noch nicht verfügbar. Wer unbedingt den Media Receiver dafür verwenden will, muss sich wohl noch etwas gedulden und auf andere Geräte ausweichen.
  • 18+ Inhalte, die eine Erwachsenen PIN benötigen werden noch nicht unterstützt. Wer solche Inhalte also bereits gekauft hat, kann sie derzeit nicht mit der neuen Software abspielen.

Sind diese Punkte alle für euch akzeptabel, machen wir weiter mit den Vorteilen, die die neuen Receiver mit sich bringen:

  • UHD Inhalte – sofern ihr einen UHD TV besitzt und diesen mit nativen Inhalten von EntertainTV füttern wollt, dann geht das nur mit MR401 und 201. Alle anderen Entertain Receiver sind dazu nicht in der Lage und werden es nie sein.
  • Netflix gibt es derzeit auch nur mit der neuen Software. Es ist zwar angekündigt, dass im kommenden Jahr Netflix auch für die alten Receiver kommen soll, aber das geht halt noch eine Weile. In einem ähnlichen Zeitfenster soll übrigens auch die Inkompatibilität mit dem Vorgänger fallen, was den Schluss nahelegt, dass dann auch die alten Receiver mit der neuen Software ausgestattet werden. Update 2022: Offenbar sind die Pläne die alten Receiver mit neuer Software auszustatten bis heute nicht umgesetzt und ich bezweifle, dass sich daran noch etwas ändern wird. Neben Netflix kamen zwischenzeitlich weitere neue Apps dazu, die auf den alten Geräten nicht laufen wie DAZN, Sky on Demand oder Disney+. Wer also Wert auf diese Apps legt, der sollte auf einen aktuellen Receiver wechseln. Die verfügbaren Apps auf MR201/401/601 und den MagentaTV Boxen sind identisch.
  • Mehr Geschwindigkeit: Wem die 400er schon immer zu langsam waren, der dürfte sich über das Hardware Upgrade freuen.

Größere Änderungen gab es auch an der Technik des entfernten Abspielens von Timeshift und Aufnahmen. Diese lassen sich aber eher schwer in positiv oder negativ einordnen – die Unterschiede stecken einfach im Detail und beide Varianten  haben Vor- und Nachteile, die aber nicht in wenigen Worten zu erklären sind. Darauf gehen wir vielleicht mal in einem gesonderten Artikel ein.

Habt ihr weder NoGos (z.B. keine alten Receiver oder alle gemietet seit >12 Monaten, keine 18+ Inhalte und nie die USB Ports genutzt), noch überzeugende Argumente für einen Wechsel gefunden (z.B. Inhaber eines FullHD TVs mit Netflix App und VDSL50 oder weniger und ihr seid mit dem MR400 zufrieden), dann könnt ihr dem Wechsel relativ entspannt entgegen sehen und in Angriff nehmen, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, z.B. nach Ablauf der Mietbindung oder auch erstmal gar nicht, falls ihr eure alten Receiver gekauft haben solltet. Für Letztere wird es auch weiter Updates geben und bis sie reif für den Elektroschrott sind, wird sicher noch etwas dauern. Der Geschwindigkeitsunterschied ist zwar spürbar, aber im Normalfall kommt man auch mit der Leistung der Vorgänger absolut aus. Als Neukunde wird im Bestellprozess auf der Webseite nur noch die neue Generation angeboten. Ich schätze aber mal auf expliziten Wunsch kann man auch noch die alten Geräte bekommen. Notfalls ohne MR bestellen und sich dann den/die Receiver separat bestellen. Einen Preisunterschied macht das aber nicht, so dass hier die Empfehlung klar Richtung neue Generation geht.